Lens on!
Fotografieren in architektonischen Entwurfsprozessen der Moderne

Im Zentrum des Netzwerks steht die bisher weitgehend ausgebliebene Diskussion über das analoge Fotografieren beziehungsweise die analoge Fotografie beim Entwerfen von Architektur im 20. Jahrhundert. Obwohl in den letzten Jahren signifikante Fortschritte und ein wachsendes wissenschaftliches Interesse an der Erforschung von Architekturmedien sowohl für den Entwurf als auch für die Repräsentation von Architektur zu verzeichnen sind, ist die Fotografie bislang nie umfassend als Entwurfsmedium der Architektur betrachtet worden. Dadurch sind auch die damit verbundenen (Wissens-)Praktiken zwangsläufig übersehen worden. Die Netzwerkmitglieder fragen nach einer genuinen Wissensproduktion des Fotografischen im modernen Architekturschaffen. Gemäß der gemeinsamen Leitthese kommt der Fotografie als Medium eine wesentliche Bedeutung im Entwurf zu, die weit über das landläufige Verständnis von reproduzierender Präsentation und vermeintlich objektiver Dokumentation hinausgeht. Die Rolle der analogen Fotografie scheint vielmehr darin zu liegen, mit ihren spezifischen Eigenschaften und Potentialen aktiv in die Entwurfsgenese zu intervenieren, um bestimmte Entwurfspraktiken und -schritte zu beeinflussen, zu befördern oder überhaupt erst zu ermöglichen.

Die Erforschung von Entwurfsprozessen und der verwendeten Techniken ist ein höchst aktuelles Thema über das Feld der Architekturwissenschaft hinaus. Das Arbeitsfeld von Architekt*innen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten radikal geändert durch die Einführung von Computerprogrammen, die das Entwerfen heute prägen. Die Folgen der Verwendung dieser neuen Werkzeuge werden uns auf Jahrzehnte beschäftigen, denn sie verändern die Architektur, die heute geschaffen wird, radikal. Umso wichtiger ist es, die Entwurfswerkzeuge und -medien der Architektur stärker in den Blick zu rücken und auf ihre Potenziale hin zu untersuchen, um zu verstehen, wie sie das Bauen beeinflussen. Indem wir das Thema des Netzwerks vor dem Aufkommen des digitalen Entwerfens ansetzen, versuchen wir im Sinne einer Medienarchäologie eine solide Grundlage für ein Verständnis aktueller Geschehnisse zu schaffen: nicht losgelöst von der Geschichte der Architekturmedien, sondern auf einer langen historischen Entwicklung fußend.

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – FA 1658/1-1

Projektleiter:
Tobias Becker, Gestaltung & Gestaltungstheorie, Department Architektur, Fakultät II, Universität Siegen
Dennis Jelonnek, Kunsthistorisches Institut, FU Berlin

Initiiert von:
Teresa Fankhänel, Associate curator, The Eli and Edythe Broad Art Museum, Michigan State University, East Lansing, Michigan
Ralf Liptau, ehem. Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, TU Wien
Sarine Waltenspül, Collegium Helveticum, ETH Zürich

Weitere Mitglieder des Netzwerks:
Sarah Borree, Kunsthistorisches Institut, Goethe Universität Frankfurt
Cornelia Escher, Architekturgeschichte und -theorie, Fachbereich Kunstbezogene Wissenschaften, Kunstakademie Düsseldorf
Florian Henrich, Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
Birgit Schillak-Hammers, Lehrstuhl und Institut für Kunstgeschichte, Fakultät Architektur, RWTH Aachen
Esther Stutz, Seminar für Medienwissenschaft, Universität Basel

Laufzeit: 06.12.2019 – 03.12.2021, aufgrund der Corona-Pandemie verlängert bis 31.01.2024
Stand: Mai 2022

Architekturzentrum Wien, Sammlung Schwingenschlögl. Inv.-Nr.: N11-125-oNr-F-01

Kooperation mit dem Forschungsprojekt:

Literary Modelling and Energy Transition (LMET)

WWU University of Münster
KIT Karlsruhe Institute of Technology

Supported by Volkswagen Foundation
Funding Line Offen für Außergewöhnliches – Off the Beaten Track

LITERARY MODELLING AND ENERGY TRANSITION (LMET) is a collaborative research and consulting network at the University of Münster (WWU) and the Karlsruhe Institute of Technology (KIT). Funded by the Volkswagen Foundation, LMET targets one of the most controversial challenges – and most ambiguous topics – of contemporary science and society: the modelling of energy transition. Analysing the transition energies that forcefully emerge whenever long-established strategies, technologies and energy resources are to be replaced by new and non-conventional alternatives, the research group develops a strategic roadmap for a thorough understanding of the process at large. By viewing it both as a technological and as a cultural endeavour, LMET takes into account the hidden or subdued agendas of the technosocial setting in question: of the undisclosed aesthetic, ethical, political, historical and even esoteric values that pervade the Energy Imaginary and its narratives.

INTERNATIONAL LMET CONFERENCE
October 2021

THE MODELLING OF ENERGY TRANSITION. CULTURES / VISIONS / NARRATIVES
04/10/2021 – 06/10/2021, Münster, Germany

THE BLIND SPOTS OF MODELLING
Exhibition by Tobias Becker

The conference is accompanied by an exhibition in which models and modelling processes from scientific fields (such as energy technology) are juxtaposed with the visual arts in the form of model-aesthetic works by Tobias Becker. The differences of the models, not only in their origin but also in intention and appearance, invite a reflection on the constituting moments that are hidden behind the respective expressions.
While the scientific model is committed to the greatest possible closeness to reality and usability, the artistic model formulates itself freely and operates in self-reflexive and media-reflexive modes that can play out the possibilities and limits of model-like languages. Compiled with attention to essential procedures and modes in model formation, the exhibition provides insight into this difficult practice from two perspectives and thus functions as an aesthetic counterpart to the model critique formulated in the context of the conference

https://www.uni-muenster.de/LMET

The Blind Spots of Modelling, WWU Münster, Ausstellungsansichten, Fotos: Astrid Piethan