Wir leben in einer hochmedialisierten Gesellschaft und damit in einer Welt, in der große Teile der Informationen, die wir aufnehmen, stark übersetzt sind. Die Medien sind die Übersetzer. Sie übersetzen aber nicht nur Informationen, sie schreiben sich als Medium auch tief in die Information ein. Eine Information ohne das Medium, das sie transportiert, gibt es nicht, die Information ist somit wesentlich abhängig von dem Medium, das sie transportiert.
Daher gilt es, den Blick auf die Medienspezifik der unterschiedlichen Medien zu lenken. Eine Freihandzeichnung transportiert etwas anderes als eine BIM-Datei. Über das Pappmodell erreichen uns andere Informationen als über ein Rendering. Unser Denken über und unser Verständnis von Architektur ist in hohem Maße davon geprägt, mit welchen Medien wir ihr begegnen und mit welchen Medien wir Architektur entwerfen. Eine Reflexion der verwendeten Medien mit ihren Eigenheiten, ihren Stärken und Schwächen ist daher essentiell.
In diesem Seminar werden wir diesen oft wenig bedachten Umstand anhand experimentell angelegter Übersetzungsreihen spielerisch erforschen und reflektieren. Denn was passiert mit der Information, wenn ich sie in unterschiedlichen Medien kommuniziere? Und was passiert, wenn ich die Information von einem in ein anderes Medium übersetze, speziell von einem analogen in ein digitales Medium und umgekehrt? Es kommt zu Diffusionen und Missverständnissen, manchmal gar zu Widersprüchlichkeiten – man ist schnell „Lost in Translation“, denn die gleichen über unterschiedliche Medien kommunizierten Informationen werden im Abgleich nie zu einer Deckungsgleichheit gelangen. Dieser Umstand ist jeder Übersetzung inhärent, eröffnet in gleichem Maße aber breites Feld an Möglichkeiten des künstlerischen und gestalterischen Ausdrucks, der hier im Mittelpunkt des Interesses stehen wird.
Zum Einsatz kommen physische Architekturmodelle, 3D-Scanner, 3D-Modellierung, Kuscheltiere, Sonifikation, Klang, Videospiele, Holzwürmer, 3D-Druck, Literatur und Poesie, Lasercutter und weitere individuell ausgesuchte Werkzeuge und Medien…
Zur künstlerischen Praxis auf diesem Feld:
Nieves de la Fuente
„Somewhat Damaged“, Ausstellung in der Galerie hell
Eröffnung: 4. Oktober 2022, 17 Uhr, PB-A 120/3
Wahlfach Master
dienstags 12 – 14 Uhr, PB-K 001 (Simone), erster Termin 11.10.22
Seminarleiterin: Wiss. Mitarbeiterin Nieves de la Fuente